Case Study
Going Europe - Unsere Reise zu europäischen Alternativen

Hintergrund
Bei unserer Gründung in 2022 haben wir - wie die meisten anderen Unternehmen - auf den Einsatz der bekannten US-Softwarelösungen von Microsoft, Google und Co. gesetzt, aber schon vor den geopolitischen Änderungen der letzten Zeit haben wir für uns entschieden, die Abhängigkeit von US-Lösungen zu reduzieren und Alternativen zu finden - zu unserer Motivation später mehr.
Wir befinden uns aktuell mitten auf dieser Reise - in einigen Bereichen sind wir erfolgreich auf europäische Lösungen umgestiegen, in manchen sind wir am Ausprobieren und es gibt auch Themen, für die wir erst sinnvolle Alternativen finden müssen.
Wir möchten euch in dieser Blogserie unsere bisherigen Erfahrungen schildern und Denkanstöße und Handlungsempfehlungen geben. Der Einfachheit halber gehen wir in den Beispielen davon aus, dass bereits Lösungen im Einsatz sind - das Vorgehen ist aber ähnlich, wenn in einem Bereich Software erstmalig eingeführt werden soll.
Wenn ihr euch aufgrund dieses Themas mit der bei euch eingesetzten Software beschäftigen wollt, ist es der perfekte Zeitpunkt, euch grundsätzlich mit eurer Arbeitsweise und euren Prozessen auseinanderzusetzen. Verpasst nicht diese Chance, indem ihr bestehende Lösungen einfach 1:1 durch Lösungen von europäischen Anbietern ersetzt.
Diese Blogserie besteht aus drei Teilen - entlang der drei Fragen, die uns bei unserer Reise anleiten.
- Motivation (Warum interessieren wir uns für Alternativen?)
- Ziele (Wofür möchten wir Alternativen finden?)
- Vorgehen (Wie gehen wir dabei vor?)
Falls ihr euch vor allem für die konkreten Softwarelösungen interessiert, die wir uns angesehen und ausgewählt haben, müsst ihr euch also auf Teil 3 gedulden.
Beginnen wir mit der ersten Frage: Warum möchte ich mich mit europäischen Alternativen beschäftigen?
Teil 1 - Motivation
Manche Menschen probieren einfach aus Neugier gerne neue Software aus (ich zähle dazu), das ist aber kein ausreichender Grund für eine aufwändige Suche nach europäischen Alternativen, geschweige denn eine Umstellung darauf. Die wichtigste Frage, die man sich stellen muss, ist daher, warum man sich überhaupt für europäische Alternativen interessiert, insbesondere wenn bereits im Einsatz befindliche US-Lösungen die bestehenden Anforderungen gut oder zumindest gut genug abdecken.
Dabei darf man es sich nicht zu einfach machen. Beispielsweise ist “Wir wollen DSGVO-konform sein” ein schöner Anfang, aber es beantwortet nicht das eigentliche “Warum”. Warum wollen wir DSGVO-konform sein?
- Weil wir das Risiko reduzieren wollen, aufgrund einer Verletzung der Gesetze mit einer - potenziell finanziell oder für den Ruf schmerzhaften - Strafe konfrontiert zu werden?
- Weil wir es für ein gutes Marketingargument gegenüber unserer Zielgruppe halten?
- Weil Datenschutz aufgrund unserer Moral ein wichtiges Anliegen ist?
Beispielhaft einige weitere Gründe:
- Wir wollen das Risiko für starke Kostensteigerungen bei US-Software aufgrund von Handelsstreitigkeiten und Zöllen vermeiden.
- Wir wollen nicht, dass unsere Daten für das Anlernen von AI verwendet und dadurch Firmengeheimnisse öffentlich zugänglich gemacht werden.
- Wir wollen nicht, dass US-Unternehmen auf unsere geschäftskritischen Daten zugreifen und diese zu ihrem Vorteil verwenden können.
- Wir wollen Software, die besser auf europäische Anforderungen zugeschnitten ist als US-Lösungen.
Vermutlich ist es eine Mischung verschiedener Gründe mit unterschiedlichen Prioritäten. Nehmt euch jedenfalls die Zeit, gründlich darüber nachzudenken. Es ist schließlich die Grundlage für eure folgenden Entscheidungen.
Unsere Motivation
Unsere Motivation basiert, grob gesehen, auf zwei Aspekten - Pragmatismus und unseren Wertvorstellungen.
Der pragmatische Teil ist ganz einfach: Es ist unser Job, unsere Kunden zu beraten, und dazu müssen wir ein möglichst breites Spektrum an Lösungen kennen und untereinander abwägen können.
Der für uns aber noch deutlich wichtigere Teil ist unsere Einstellung zur Technologiewelt im Allgemeinen. Wir sind starke Befürworter von Datensouveränität und dem Schutz persönlicher Rechte, online und offline. Aktuell entwickelt sich die Welt leider allgemein in die gegenteilige Richtung, bei den großen Konzernen besonders deutlich. Sei es politisch bedingt, wie beispielsweise der Cloud Act, der US-Unternehmen verpflichtet, US-Behörden Kundendaten bereitzustellen - selbst wenn sie nicht in den USA gespeichert sind - oder kommerziell, wie die schamlose Nutzung fremder Daten und Kreativität zur Fütterung des AI-Hypes.
Nächste Schritte
Sobald ihr euch über eure Motivation im Klaren seid, könnt ihr euch folgende Fragen stellen:
- Ist die Suche nach europäischen Alternativen für uns zum aktuellen Zeitpunkt relevant genug, um Zeit und Geld dafür zu investieren? Und falls ja
- Welche Bereiche haben die höchste Priorität?
Wie fahren wir nun weiter fort, nachdem wir unsere Motivation kennen? Mehr dazu im nächsten Teil der Blogreihe, der sich mit der Frage beschäftigt: “Wofür möchten wir Alternativen finden?”